Shepard‘s Tables
· 240 Wörter · 2 Minuten Lesezeit Gedanken
Es gibt einige optische Illusionen, die besonders stark sind: das Auge – das geistige Auge – sieht etwas, das objektiv nicht existiert [1]. Und selbst wenn wir wissen, was wir sehen sollten, können wir es nicht. Eine Illusion, die das besonders deutlich macht, sind „Shepard‘s Tables“: es sind perspektivisch 2 verschiedene Tische dargestellt, deren Tischplatten erkennbar vollständig unterschiedliche viereckige Oberflächen haben, die eine länglich, die andere weitaus weniger länglich. Und doch haben beide Flächen exakt die gleiche Form. Selbst wenn wir es wissen können wir es nicht wirklich sehen.
Falls du es nicht glaubst: drucke das Bild aus, schneide die beiden Tischplatten (ohne Beine und Unterbau) aus und lege sie übereinander. Sie passen perfekt.
Warum ist das so? Weil das Bild dem Verstand einen Kontext vorschlägt (perspektivische Verkürzung), der die Interpretation der Flächen bestimmt. Das heißt: wir sehen nicht was ist, sondern was unser Verstand glaubt das wir sehen sollten.
Der Mensch füllt sich im Laufe seines Lebens mit Überzeugungen bezüglich der Realität an, die stärker als alles Andere bestimmen, was er wahrnimmt. Wir mögen uns selbst als offen für alles Mögliche sehen, die Wahrheit sieht anders aus. Wirklich etwas Neues annehmen kann deshalb schier unmögliche Mühen bedeuten. Selbst wenn es objektiv wahr ist und wir das zu wissen glauben.
[1] Roger N. Shepard: „Mind Sights“, WH Freeman, 1990, ISBN-13 978-0716721345