Wie mein Heuschnupfen verschwand
Manchmal passieren Dinge im Leben, bei denen man sagt: “Das kann ja wohl nicht wahr sein”. Sowohl traurige als auch freudige Ereignisse verdienen sich diese Verwunderung, denn es ist etwas passiert, das man sich zunächst nicht erklären kann. Es hätte nicht passieren sollen. Und dann geschieht es trotzdem.
Seit meiner Kindheit habe ich Heuschnupfen. Er fängt immer relativ früh im Jahr an und hält sich bis in den späten September. Beschwerdefrei bin ich meistens nur von Anfang Oktober bis Mitte März. In dieser Zeit nehme ich dann auch kein Medikament gegen Heuschnupfen, was ich sonst tue. Wenn ich im März die ersten Anzeichen für meinen beginnenden Heuschnupfen feststelle, dann fange ich an, die Tabletten zu nehmen. Sie wirken nicht sofort, die volle Wirkung stellt sich erst nach ungefähr einer Woche ein. Ab dann nehme ich das Medikament bis zum Schluss der Saison, weil es so einfacher ist. Würde ich zwischenzeitlich mit der Einnahme aufhören um heraus zu finden, ob ich noch Heuschnupfen habe, dann wäre die volle Wirkung auch erst nach ein paar Tagen hergestellt - diese Unannehmlichkeit will ich mir ersparen. Zumal die Tabletten bei mir keine Nebenwirkungen zu haben scheinen.
Ich habe mir auch nie die Frage gestellt, warum ich Heuschnupfen habe. Also gefragt habe ich mich das schon, aber ich habe keine Möglichkeit gesehen, es heraus zu finden. Was ich tun konnte - und was ich auch getan habe - war, die Symptome zu lindern.
Seit ein paar Jahren achte ich auf meine Ernährung. Dabei versuche ich, möglichst wenig verarbeitet Lebensmittel zu essen und dabei wenig Kohlenhydrate zu mir zu nehmen. Das ist für mich nicht leicht, denn ich esse gerne Schokolade, Kekse und auch Nutella. Vom Verstand her “will” ich das alles nicht essen, aber ich habe manchmal ein so starkes Verlangen danach, dass ich einfach nicht widerstehen kann. Dann gebe ich dem nach, esse was ich will und versuche dann eine längere Zeit, das nicht zu wiederholen. Bis es dann doch wieder passiert. Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, mich dann auch nicht schlecht zu fühlen, was den “Genuss” nur mindert.
Vor ein paar Wochen habe ich den Entschluss gefasst, mal für eine längere Zeit ganz auf Kohlenhydrate zu verzichten, weil ich sehen will, wie es ist, wenn der Körper in die Ketose kommt (“Ketose, was ist das”, siehe weiter unten). Ich habe schon öfters einen Anlauf gemacht, aber mehr als 10 Tage habe ich nicht durchgehalten. Diesmal aber habe ich es geschafft und habe nun schon einige Wochen hinter mir.
Dabei hat sich bei mir vieles verändert, aber durch Zufall ist mir etwas aufgefallen. Ich habe mit der massiven Kohlenhydrate-Reduktion angefangen, als draußen teilweise noch Minus-Grade herrschten. Dann wurde es wärmer und die Pollen fingen an zu fliegen. In meiner Familie leiden einige ebenso wie ich unter Heuschnupfen, bei denen die Symptome schon heftig zum Vorschein kamen. Eigentlich bin ich auch schon länger überfällig, aber ich habe immer gewartet, bis die Symptome bei mir auch da waren, bevor ich mein Medikament nahm. Aber bis jetzt kam nichts. Keine Anzeichen von Heuschnupfen. Was ist da los?
Ich habe den starken Verdacht, dass mein Heuschnupfen durch die Kohlenhydrat-haltigen Lebensmittel oder ihre Inhaltsstoffe, die ich jetzt weglasse, zumindest gefördert, wenn nicht gar verursacht wird. Seit ich Gary Taubes Buch über die fragwürdige Art und Weise gelesen habe, wie unsere Empfehlungen für eine gesunde und ausgewogene Ernährung zustande kamen, bin ich Kohlenhydraten verstandesmässig immer weniger zugeneigt - wenn vieles davon bloss nicht so gut schmecken würde (Gary Taubes: Good Calories, Bad Calories: Fats, Carbs, and the Controversial Science of Diet and Health, Anchor, 2008, 978-1400033461).
Vielleicht ist der Zusammenhang zwischen Kohlenhydrat-Verzicht und ausbleibendem Heuschnupfen gar nicht da, es ist keine Kausalität sondern eine Koinzidenz. Aber möglicherweise gibt es doch eine Verbindung. Jedenfalls wäre ich nicht der erste, bei dem es so wäre. Das Internet ist jetzt nicht voll von solchen Geschichten, aber einige berichten von vergleichbaren Fällen. Ich jedenfalls vermute einen Zusammenhang.
Da ich den Kohlenhydrate-Verzicht aus anderen Gründen durchführe und die Ergebnisse sehr positiv sind mache ich natürlich weiter (ich möchte wissen, wie sich die Ketose auf meine Wahrnehmung und mein Denkvermögen auswirkt; ich möchte nicht abnehmen). Vielleicht schreibe ich ein andermal mehr dazu.
Vielleicht hat der Eine oder Andere ähnliche Erfahrungen gemacht: ich würde mich freuen, davon zu hören.
Eine Sache möchte ich noch sagen: mache nie etwas nur deshalb, weil irgend jemand scheinbar damit Erfolg hat. Kläre erst für dich ab, ob es gut oder vertretbar ist, dass du es machst. Informiere dich aus vielen Quellen - am besten seriösen. Spreche mit deinem Arzt. Mache einen Plan, der für dich passt. Achte besonders darauf, dass du dir und deinem Körper, aber natürlich auch anderen keinen Schaden zufügst. Sei vorsichtig - aber auch nicht zu vorsichtig. Sei mutig - aber nicht dumm.
Ketose, was ist das?
Normalerweise verwendet der Körper für die Energieversorgung Kohlenhydrate. Nimmt man mit der Nahrung zu viele Kohlenhydrate auf, werden die überschüssigen Kohlenhydrate in Fett umgewandelt und im Körper eingelagert, selbst wenn man nur etwas mehr isst als der Körper braucht. Dabei entsteht die sogenannte "Insulin-Hunger-Spirale".
Der Körper produziert Insulin um Kohlenhydrate abzubauen. Das ausgeschüttete Insulin blockiert sofort die Verbrennung von Fetten für den Energiestoffwechsel. Außerdem sorgt es dafür, dass die aufgenommenen Kohlenhydrate in Fett umgewandelt und im Körper eingelagert werden.
Dabei wird es zum Problem dass etwas mehr Insulin ausgeschüttet wird als überhaupt Verwendung findet. So werden zwar alle Kohlenhydrate verarbeitet, aber es bleibt noch etwas Insulin übrig. Dann unterzuckert man, da das überschüssige Insulin nach weiteren Kohlenhydraten sucht, um seine Aufgabe zu erfüllen.
Deshalb versucht der Körper noch mehr Kohlenhydrate zu bekommen und erzeugt ein Hungergefühl. Obwohl gerade erst die überschüssigen Kohlenhydrate als Fett eingelagert wurde und durch das verbleibende Insulin im Körper nicht verbrannt wurden entsteht eine "Insulin-Hunger-Spirale".
Jetzt kommen wir zur die Ketose. Durch weitgehenden Verzicht auf Kohlenhydrate aller Art (Industriezucker, Getreide und Getreide-Produkte, Reis, Nudeln, Kartoffeln etc.) wird diese Spirale unterbrochen.
Werden keine Kohlenhydrate mehr zugeführt, muss der Körper sich eine andere Energiequelle suchen: die Fette. Für die Muskeln sind Fette eine sehr gute Energiequelle, für das Gehirn aber nicht. Das Gehirn ist das einzige Organ des Körpers, das keine Fette verwerten kann. Da es nun aber keine Kohlenhydrate mehr gibt wandelt der Körper die Fette in sogenannte Ketonkörper um. Und das nennt man dann Ketose.
Es wird vermutet, dass das Gehirn mit dieser Alternative sogar besser arbeiten kann als mit Glucose aus Kohlenhydraten.
Nach einem Beitrag von "Toddy" in https://www.ketoforum.de/thema/was-ist-ketose.16522#post-207454 vom 29.03.2004.