Liebe
· 259 Wörter · 2 Minuten Lesezeit Gedanken
Wer selber Kinder hat, der weiß, dass Liebe zuallererst eine Entscheidung ist. Nicht notwendigerweise ein irgendwie schönes Gefühl. Nicht immer mag man seine eigenen Kinder, beziehungsweise ihr Verhalten. Trotzdem liebt man sie. Wenn man sich die Struktur der Eltern-Kind-Beziehung anschaut, dann erkennt man vielleicht auch, was Liebe in anderen Beziehungen wirklich ist.
Vor vielen hundert Jahren hat jemand Gedanken dazu aufgeschrieben. Bernhard von Clairvauxs Theorie der Stufen der Liebe geht so:
- Ich liebe mich zu meinem Vorteil: Eine egoistische und kindliche Stufe, die sich auf Eigeninteresse und den eigenen Nutzen konzentriert.
- Ich liebe dich zu meinem Vorteil: Die meisten Menschen befinden auf dieser Stufe, indem sie andere lieben, um im Gegenzug Bestätigung zu erhalten und Nutzen zu ziehen.
- Ich liebe dich zu deinem Vorteil: Obwohl es scheinbar selbstlos erscheint, ist diese Stufe nicht aufrechtzuerhalten, da sie die eigenen Bedürfnisse und Wünsche vernachlässigt.
- Ich liebe mich zu deinem Vorteil: Die höchste Stufe, bei der Menschen sich um sich selbst kümmern und Bestätigung von innen heraus suchen, wodurch andere von der Verantwortung befreit werden, ihnen ihre emotionalen Bedürfnisse zu erfüllen.
Es ist wichtig, zuerst sich selbst zu lieben, um gesunde Beziehungen zu haben. Indem man persönliches Wachstum und emotionale Erfüllung anstrebt, kann man für andere Menschen da sein, ohne sie mit der Erwartung zu belasten, Gleiches mit Gleichem zu erwidern.
Wir kennen das ganz praktisch aus dem Flugzeug: Der Aufkleber weist an, zuerst die eigene Sauerstoffmaske aufzusetzen, bevor man anderen hilft. Wenn man wegen Sauerstoffmangel ohnmächtig wird, dann kann man nicht für andere da sein.