Das ist Sparta
Ich kenne einige Menschen, die fest daran glauben, dass man alleine durch “Positives Denken” das Erreichen eines Ziels wahrscheinlicher macht. Doch zu dieser Gruppe gehöre ich nicht.
Positives Denken baut oft nur eine dünne Fassade auf, hinter der man sich für einige Zeit verstecken kann. Dadurch erreicht man seine Ziele nicht, manchmal ist sogar das Gegenteil der Fall. Wenn man sich nur den Erfolg - das Erreichen eines Ziels - vorstellt, dann kann diese Vorstellung zur Täuschung werden, in der man das Ziel ja schon erreicht hat, denn unser Lustzentrum im Gehirn kann nicht zwischen der reinen Vorstellung und dem Erreichen eines Ziels unterscheiden. Das führt dann zu Inaktivität.
Das Vorstellen des Erfolges hilft deshalb selten dabei, ihn auch zu erlangen. Dennoch ist es hilfreich, beispielsweise wenn man herausfinden will, ob man das angestrebte Ziel überhaupt erreichen möchte, ob man die dazu erforderlichen Handlungen auch tatsächlich ausführen will. Wenn wir nicht sicher sind, uns aber die vorgestellte Erreichung des Ziels glücklich macht, dann sollten wir die dazu erforderlichen Schritte auch unternehmen.
480 v. Chr. stand ein persisches Heer vor den Thermopylen, einem Engpass zwischen dem Kallidromos-Gebirge und dem Golf von Malia. Die weit zahlreicheren Perser konnten den Durchbruch erzwingen und die verbliebenen griechischen Kräfte aufreiben. Der Großteil der Griechen zog sich rechtzeitig zurück [1]. Historiker glauben heute, dass König Leonidas mit seinen ca. 300 Spartiaten den Vorstoß der Perser solange aufhalten wollte, dass sich die restlichen Griechen in Sicherheit bringen konnten. Obwohl alle verbleibende Spartiaten getötet wurden, gilt dieses geschichtliche Ereignis bis heute als Beleg für Mut und Tapferkeit im Angesicht der unvermeidlichen Niederlage und des eigenen Todes.
Manchmal kommen wir an einen Punkt, an dem wir - um weiter zu kommen - etwas machen müssen, was wir noch nie zuvor gemacht haben, von dem wir uns nicht vorstellen können, dass wir es überhaupt können. Dann brauchen wir die Einstellung eines Kriegers, der in völliger Unterzahl gegen einen übermächtigen Gegner antritt. Er kann nicht wissen, ob er sein Ziel erreichen wird, aber er akzeptiert die Möglichkeit der Niederlage. Und dann wischt er jeden Gedanken daran zur Seite und kämpft aus voller Kraft: “Möglicherweise gewinne ich nicht, aber ich kämpfe”!
Bei manchen Menschen kommt es zu einem Blackout, wenn sie sich vorstellen zu versagen, weil sie große Angst kriegen. Dann erstarren sie wie ein Kaninchen aus Angst vor einer Schlange. Versagen aus Angst vor dem Versagen wird durch die gleichen Mechanismen ausgelöst wie Versagen durch die Vorstellung eines positiven Ergebnisses: in beiden Fällen verbringen wir unsere Zeit damit, uns vorzustellen, was passiert, wenn alles vorbei ist. Dadurch konzentrieren wir uns nicht auf die Handlungen, die erforderlich sind, um unser Ziel zu erreichen.
Das Geheimnis, alle Angst los zu werden, lautet: es spielt keine Rolle. Die Konsequenzen des Versagens ereignen sich nicht, bevor es passiert ist, deshalb können sie uns jetzt nichts anhaben. Die Angst davor schadet uns nur, wenn wir sie zulassen. Und das ist etwas, was jeder von uns kontrollieren lernen kann [2].
[1] Wikipedia: Die Schlacht bei den Thermopylen
[2] Christa Laser: “Goals: The Philosophy and Science of Achieving Your Dreams”, CreateSpace, June 2012, 978-1468163414